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Montag, 2. August 2010

Nürnberger Narren

"Das Narrenschiff!", schrie ich fast schon aus, auf eine Skulptur zeigend, an die jeder Nürnberger, der ich nicht war, nüchtern, so gut wie jeden Tag einfach so vorbei geht.
Es hätte noch gefehlt, dass ich mich zu den anderen Narren gesellt und in See gestochen hätte - mitten in Nürnberg. Sicherlich eines der Eindrücke, die die anderen beiden Narren, mit denen ich unterwegs war, von diesem Tag behalten haben, eines von vielen. Schließlich gabs da noch die Burg, wohin der Gang nicht gerade die Leichtigkeit war, da sich auch die Herren dieser Burg gedacht hatten, je höher desto besser, auch wenn es nur eine "Partyburg" war (O-Ton: E.).

Nach dem Auf- und Abstieg der Burg und einem wunderbaren Ausblick, fanden wir - und zwar ohne Hilfe, denn meine Entourage war ja schließlich original nürnbergisch - schließlich das Albrecht-Dürer-Haus. Mithilfe einer abgelaufenen Schülerbusfahrkarte, konnte ich auch zum ermäßigten Preis rein, was nicht ungesetzlich oder dreist ist, da ich wirklich noch Schüler bin! Für 3 Euro, die mir lieberweise, da ich knapp bei Kasse war, und ich schon einiges gekauft hatte (Che-Guevara-T-Shirt, alte Bücher vom Antiquitäten-Stand [darunter eine Laurence Sterne Biografie, die natürlich vergriffen ist!]) , die L. spendierte, wurden wir durch das Haus geführt, mit der Stimme von dem Albrecht seine Frau (sic! so sprechen die da halt) - Agnes hieß die Gute. Das Beste war aber, dass wir, wir Laien!, selber drucken durften, was durch die Nürnberger Mädels und der Dame, die das da machte, mehr als nur amüsant wurde. Je ein Ergebnis durfte jeder Einzelne von uns sogar mit nach Hause nehmen, so dass wir ein Andenken an diesen Tag hatten: ein Astronom mit etlichen Planeten-Symbolen, von denen wir einige googlen sollten, so die nette Dame vom Druck; das lag daran, dass sie nur drei wusste, was aber in keinster Weise den Wert dieses Drucks schmälerte. Von da aus machten wir uns langsam, da es schon recht spät war, mit dem Astronom im Gepäck, auf den Weg zurück. Doch vorher holten wir uns noch ein Eis bei einem FastFood-Laden, dessen Name mit M. (möchte keine Schleichwerbung veranstalten) anfängt, wo ich vorher noch nie ein Eis gegessen hatte. Das war also eine Premiere!
Während die beiden hübschen Mädels ihr Eis mit Schokoladensoße essen, ich meins mit Karamelsoße esse und mich von dem langen, aber spannenden und lustigen Tag ausruhe, ist genug Zeit, um über das Erlebte zu rekapitulieren. Schließlich geschah vor jener Narretei am Narrenschiff noch einiges an Erzählenswertem (erzählen heißt auf lateinisch narrare).

Mitten im Text beginne ich also, auf shandyistische Art und Weise, mit dem Anfang: ich war für eine Woche zu Verwandten nach Bayern aus dem lieben Nordrheinwestfalen gekommen (ich weiß, dass NRW kürzer gewesen wäre, aber die Bayern bzw. Franken haben damit anscheinend Probleme). Die nette, lustige und gut aussehende L., eine Nichte von meinen Verwandten, hatte mich eingeladen, mir Nürnberg zu zeigen - auf eine höfliche Anfrage von mir danach. Als der heiß erwartete Tag endlich angebrochen war, machte ich mich mit dem nicht gerade schnellen Zug (40 Minuten mit dem Zug stehen 20 Minuten mit dem Auto gegenüber) auf dem Weg nach Fürth, wo L. mich mit strahlendem Lächeln abholte, um mich mit der U-Bahn nach Nürnberg zu bringen - einen besseren Empfang kann man sich nicht vorstellen.

In der Großstadt angekommen, zeigte mir L. gleich das Ehekarussell, ein Brunnen mit Skulpturen, den wir aber nicht näher betrachteten. Ehekarussel hieß es natürlich, weil die Skulpturen Szenen einer Ehe darstellen. Doch da wir das sowieso noch vor uns hatten, ließen wir das Ehekarussell wenig beachtet hinter uns und wanderten durch die Straßen des grenzenlosen Konsums. Um genau zu sein, waren es zwei, von denen wir aber nur eine durchgingen, da ich ja nicht zum Shoppen da war. Und wer weiß, wie lange wir dann dort geblieben wären, da meine Stadtführerin doch eben eine StadtführerIN war. So böse dies auch klingt, so sehr wurde dieses Vorurteil gegenüber shoppenden Frauen an jenem Tag eingeschränkt - denn nur an einem Kleidungsstück mussten wir stehen bleiben, das L. gefiel, aber leider doch zu teuer war. Sie blieb stark - obwohl sie anscheinend ein typisches Mädchen ist, was sich daran erkennen lässt, dass sie die Biss-Bücher liest, von denen sie eins in ihrer Handtasche mit sich führte. In diesem Laden fanden wir auch das bereits erwähnte Che-Guevara-T-shirt, dessen Kauf mit finanzieller Unterstützung seitens L. erfolgte - danke! Ein T-Shirt, das mich jetzt zum Revoluzzer macht, oder so. Aber vor allem ist es ein (weiteres) Erinnerungsstück an jenen wunderbaren Tag.


Nachdem wir die Shopping-Straße hinter uns gelassen hatten und L. sich ein gut riechendes, nicht gerade das günstigste Bademittel gekauft hatte - "Man gönnt sich ja sonst nichts" (O-Ton: L.) -, kamen wir bei einem Antiquitäten-Stand vorbei, wo es gebrauchte Bücher zu kaufen gab. Unter anderem auch jenes bereits erwähnte:

Aber auch zwei sehr alte Ausgaben, jeweils aus 1948 und 1947, von zwei theologischen Vorträgen: "Augustin und das christliche Geschichtsdenken" von Walther von Loewenich und "Das christliche Verständnis der Offenbarung" von Karl Barth - allein deswegen hatte sich der Tag schon gelohnt! Doch, nachdem wir die Lorenzkirche besucht hatten und ich mit meinem Wissen über Heilige angegeben hatte - doch trotzdem ist die St.Lorenz eine evangelische Kirche, wie von mir bereits vermutet -, spazierten wir noch zum Cinecitta, eines der größten Kinos Europas. Von außen noch gar nicht so überragend aussehend, entpuppt es sich im Inneren als ein riesiges Labyrinth, das tief ins Innere der Erde ragte.. Mich hätte es nicht gewundert, wenn dort ein Minotaurus hauste. Doch auch ohne goldenes Garn, schafften wir es wieder nach draußen. Zeit für einen Kinofilm war keine, da wir noch L.s Cousine abholen mussten. So fuhren wir mit einer führerlosen, ferngesteuerten und damit interessanten U-Bahn zurück zum Bahnhof. Natürlich ließ ich die Gelegenheit nicht aus, ganz vorne zu stehen und in den Tunnel zu schauen, was eigentlich normalerweise nur dem Schaffner zusteht. Angekommen, warteten wir in einem weiteren FastFood-Laden auf jene Cousine, E., die dann auch kam und sich gleich als sehr lustig und gesprächig herausstellte, was sich im Laufe des Tages auch nur bestätigte ( s. o. ihre Bezeichnung der ehrwürdigen alten Burg Nürnbergs). Da saßen die beiden Mädels also, Narren, die dem größten Narren die faszinierende Stadt Nürnberg zeigen und ihn ein um das andere Mal amüsieren sollten. Ich will zurück!

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